Mobbing - eine Begriffsbestimmung
Unter "Mobbing" versteht man einen massiven Psychoterror
am
Arbeitsplatz, den Kollegen oder Vorgesetzte zumeist gegen Einzelne
richten. Es sind Verhaltensweisen, bei denen eine Person oder mehrere
Personen sich auf Kosten eines oder mehrerer anderer Menschen
bewußt oder unbewußt Vorteile zu verschaffen
suchen, wobei das Mobbingopfer über längere Zeit
Angriffen durch Kollegen oder Vorgesetzten ausgesetzt ist.
Mobbing verläuft prozeßhaft, und die
Betroffenen
haben allein kaum eine Möglichkeit, dieser Belastung zu
entfliehen. Aus Sicht des Mobbingopfer besteht keine Chance, sich gegen
die Diskriminierung und den daraus resultierenden Ausschluss aus der
beruflichen Gemeinschaft zur Wehr zu setzen. Somit entwickeln sich
erhebliche negative Folgen sowohl für den Betrieb (Fehlzeiten,
Kündigungen etc.) als auch für den betroffenen
Mitarbeiter (psychische und körperliche Beschwerden).
Die Beendigung des Arbeitsverhältnisses steht
dann
häufig am Ende eines fortgeschrittenen Mobbing-Prozesses.
Viele Mobbingopfer entscheiden sich für eine
Kündigung, um der Unerträglichkeit ihrer
Arbeitssituation zu entfliehen, anderen wird meist unter einem Vorwand
von Arbeitgeberseite gekündigt.
Neben den bereits angesprochenen
betriebswirtschaftlichen Konsequenzen
und Kosten wie erhöhte Fehlzeiten, Kündigungen,
Qualitätseinbußen oder negatives Firmenimage, zeigen
sich auch Auswirkungen beim einzelnen Mitarbeiter. Die Mobbingopfer
leiden zunehmend unter Anspannungs- und
Überforderungsgefühlen.
Bei andauernden Belastungen, entwickeln viele
Mobbingopfer
Depressionen, Angststörungen, Süchte und
psychosomatische Erkrankungen. Häufig führt Mobbing
zur Arbeitsunfähigkeit und Arbeitslosigkeit. Manche
Mobbingopfer sind so verzweifelt, dass sie in einem Suizid, die
einzigste noch verbliebene Lösungsmöglichkeit sehen.
Der Begriff "Mobbing" wurde von dem schwedischen
Psychologen und Arzt
Prof. H. Leymann geprägt und öffentlich diskutiert.
Leymann definiert soziale Beziehungen als von "Mobbing" gekennzeichnet,
wenn eine oder mehrere der nachfolgend genannten 45 Handlungen
über ein halbes Jahr oder länger und
mindestens einmal pro Woche vorkommen:
- Angriffe auf die Möglichkeit, sich
mitzuteilen:
-
- Der/die Vorgesetzte schränkt die
Möglichkeit ein, sich zu äußern
- Man wird ständig unterbrochen
- Kolleginnen und Kollegen schränken die
Möglichkeiten ein, sich zu äußern
- Anschreien oder lautes Schimpfen
- Die Arbeitsleistung wird ständig
kritisiert
- Das Privatleben wird ständig kritisiert
- Telefonterror
- Mündliche Drohungen
- Schriftliche Drohungen
- Kontaktverweigerung durch abwertende Blicke oder
Gesten
- Kontaktverweigerung durch Andeutungen, ohne
daß man etwas direkt ausspricht
- Angriffe auf soziale Beziehungen:
-
- Man spricht nicht mehr mit dem/der Betroffenen
- Die Kollegen und Kolleginnen lassen sich nicht
ansprechen
- Versetzung in einen Raum weitab von den
Kolleginnen und Kollegen
- Arbeitskolleginnen und -kollegen wird verboten,
den/die Betroffene/n anzusprechen
- Man wird wie Luft behandelt
- Angriffe auf das soziale Ansehen:
-
- Es wird schlecht über die Betroffenen
gesprochen
- Gerüchte werden verbreitet
- Die Gemobbten werden lächerlich gemacht
- Man verdächtigt jemanden, psychisch
krank zu sein
- Man will jemanden zu einer psychiatrischen
Untersuchung zwingen
- über eine Behinderung wird gespottet
- Gang, Stimme oder Gesten werden imitiert, um
jemanden lächerlich zu machen
- Die politische oder religiöse
Einstellung wird angegriffen
- Man macht sich über das Privatleben
lustig
- Man macht sich über die
Nationalität lustig
- Die Betroffenen werden gezwungen, Arbeiten
auszuführen, die das Selbstbewußtsein verletzen
- Der Arbeitseinsatz wird in falscher und
kränkender Weise beurteilt
- Entscheidungen werden in Frage gestellt
- Man ruft ihm/ihr obszöne Schimpfworte
oder andere entwürdigende Ausdrücke nach
- Sexuelle Annäherungen oder verbale
sexuelle Angebote
- Angriffe auf die Qualität der Berufs- und
Lebenssituation:
-
- Es werden keine Arbeitsaufgaben zugewiesen
- Man nimmt ihm/ihr jede Beschäftigung am
Arbeitsplatz, so daß er/sie sich nicht einmal selbst Aufgaben
ausdenken kann
- Sinnlose Arbeitsaufgaben werden erteilt
- Man gibt ihm/ihr Aufgaben weit unter dem
eigentlichen Können
- Es werden ständig neue Aufgaben
zugewiesen
- Man gibt ihr/ihm "kränkende"
Arbeitsaufgaben
- Man gibt ihr/ihm Arbeitsaufgaben, die die
Qualifikation übersteigen, um den Betroffenen/die Betroffene
bloßzustellen
- Angriffe auf die Gesundheit:
-
- Zwang zu gesundheitsschädlichen Arbeiten
- Androhung körperlicher Gewalt
- Anwendung leichter Gewalt, um jemandem einen
Denkzettel zu verpassen
- Körperliche Mißhandlung
- Man verursacht Kosten, um den Betroffenen zu
schaden
- Es wird zu Hause oder am Arbeitsplatz materieller
Schaden angerichtet
- Sexuelle Handgreiflichkeiten
Psychotherapeutisches Behandlungsangebot
In meiner Praxis bildet die
Behandlung von mobbingbedingten Störungen einen Teil meiner Tätigkeit.
Bei der
psychotherapeutischen Behandlung von Erkrankungen, die im Zusammenhang
mit Mobbing aufgetreten sind, werden die Kosten von den Krankenkassen
übernommen.
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